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Altbauliebe

21. September 2020 | Wohnsinn
Gründerzeitbau Altbau Berlin Kreuzberg

5 Fakten über den Berliner Altbau

Hatten Sie das gewusst? Nö! Was den Altbau so beliebt macht und wieso er nie in einem besseren Zustand war als heute.

1. Deshalb ist der Altbau in Berlin so beliebt

Erinnern Sie sich noch an Ihre erste eigene Wohnung? Frisch nach dem Schulabschluss, den Ausbildungsvertrag oder die Studienzusage in der Tasche... Noch vor einigen Jahren zog es viele junge Berliner und Zugezogene vom "Hotel Mama" direkt in eine Altbauwohnung. Denn noch bis in die Mitte der 2000er Jahre waren diese sehr günstig zu mieten - besonders im Vergleich zu Neubauwohnungen. Für handwerklich begabte Mieter ein Traum. Denn die renovierungsbedürftigen, großzügig geschnittenen Wohnungen waren perfekt für Wohngemeinschaften geeignet. Und lagen sehr zentral in Neukölln, Kreuzberg oder Prenzlauer Berg.

Seitdem erfreut sich der Altbau in Berlin einer immer größeren Nachfrage. Was erst zu einem Anstieg der Mieten, dann auch zum Anstieg der Kaufpreise führte. Denn wer schöne Erinnerungen an seine Jugendjahre mit dem Altbau verbindet, wohnt auch später mit seiner Familie gerne dort und genießt das umliegende, reichhaltige Kiezleben. Und auch eine Kanzlei oder Arztpraxis wirken im prunkvollen Altbau um einiges repräsentativer.

2. Wer an Altbau denkt, denkt an Stuck, Holz und Messing

Stuckverzierte hohe Decken, Zierleisten, große Fensterfronten, leise knarzende Holzböden und breite Flügeltüren sind für viele der Inbegriff des wohligen Wohnens. Den Altbau umweht ein Hauch Prestige.

Was viele nicht wissen: diese Stilmittel gehören zur sogenannten Gründerzeit oder auch Neorenaissance, die sich zwischen 1870 und 1900 einordnen lässt. Damals wuchs die Bevölkerung Berlins dank der Industrialisierung schnell und neuer Wohnraum musste geschaffen werden. Das Land erlebte einen regelrechten Wirtschaftsboom, viele neue Unternehmen entstanden. Neben funktionalen Mietskasernen für die Arbeiter bauten die privaten Bauherren in dieser Zeit auch repräsenative Gebäude für sich und ihre Familien. Die bürgerliche Wohnkultur orientierte sich dabei an den Stilmitteln der Renaissance und der Adelsbauten.

Bis heute prägen Gründerzeitbauten die alten "Arbeiterbezirke" innerhalb des Berliner S-Bahnrings. Oftmals umschließen sie die alten Ortskerne wie den Sprengelkiez in Wedding oder Rixdorf in Neukölln. Wohnquartiere, die sich in den letzten zwei Jahrzehnten zu absoluten Trendkiezen entwickelt haben.

3. Altbauten entstanden in "Billigbauweise"

Was viele überrascht: trotz der baulichen Opulenz war die Bauweise in der Gründerzeit besonders günstig. Nicht nur die Arbeitskraft war deutlich billiger als heute. Man verwendete auch günstige Baumaterialien. Die Basis bildete Backstein, der anschließend verputzt und verziert wurde, um mehr herzumachen. Der Stuck bestand aus industriell vorgefertigten Elementen aus Gips - mal klassizistisch, mal barock. So entstanden auch die bis heute typischen Fassaden mit Gesimsen, Säulen, Kartuschen und Statuen. Das Bürgertum setzte auf Repräsentanz und gebaut wurde, was dem Auftraggeber gefiel. Dadurch kam es zu einer regelrechten "Schnörkelinflation" und teils wilden Durchmischung der Stile.

4. Hohe Räume und Verzierungen erhöhten den Versicherungswert

Raumhöhen von 3 Metern und mehr. Echte Altbaufans lieben das. Was heute aber nur noch wenige wissen: je höher der Raum, je prächtiger die Fassade, desto höher der geschätzte Versicherungswert. Und das ermöglichte den Bauherren höhere Hypothekenkredite zu erhalten, wenn sie ihre Immobilie beleihen wollten. Deshalb ahmten viele von ihnen bewusst die Stilmittel der Adelsschlösser nach. Neben beeindruckten Versicherungsgutachtern zog dies zusätzlich auch zahlungskräftige Mieter an.

5. Nur in den unteren Etagen wohnte die bessere Gesellschaft

Apropos zahlungskräftige Mieter. Dritter Stock ohne Aufzug? Damals ein K.-o.-Kriterium, wenn man als Unternehmerfamilie ein neues Zuhause suchte. Und Aufzüge gab es damals noch nicht. Mieter mit ausreichend Kapital wohnten daher in der sogenannten "Beletage" im ersten Stock. Das Souterrain oder die darüber liegenden Stockwerke wurden hingegen an Kleinbürger und Arbeiter vermietet. Gleiches gilt für die Hinterhäuser und Seitenflügel, bei denen deshalb oft ganz auf Prunk und Verzierungen verzichtet wurde.

Der Traum vom schönen Altbau...

... muss kein Traum bleiben. Denn Altbauten in Berlin waren noch nie in einem besseren Zustand. Die hohe Nachfrage hat dazu geführt, dass viele Eigentümer ihre Altbauten umfangreich modernisiert haben. Käufer profitieren deshalb von gehobener Ausstattung, neuer Elektrik und oft sogar Fahrstühlen.

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Foto: Karlheinz Pape | pixabay

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